Blumenbeet für das neue Areal. Inzwischen stehen dort Picknick-Bank und Schaukel; langfristig ist für Essen gesorgt - auf die Wiese hinter das Grabfeld sind Obstbäume gepflanzt worden.
"Marmorwüsten" - wie Fritz Roth die heutigen Friedhöfe nennt - so umzugestalten, widerspricht vielerorts den Friedhofssatzungen. Bildersindverboten. Steineüber0,90msindhiernichterlaubt.Dekorationwird
abgeräumt. Die Regulierungswut hat Nebenwirkungen. "Je mehr Verbote, desto weniger kommen die Leute mit ihrer Trauer voran", sagt Ulrike Drechsler.
Wie es anders geht, zeigt jenes Land, das Beisetzung liebevoll-praktisch "Uitvaartverzorging" nennt, Hilfe bei der "Ausfahrt". In den Niederlanden herrscht kein Friedhofszwang. Und wer will, kann die Asche seiner Lieben im "Stroj koker", der Papprollen-Urne zum Selbstausstreuen, mit nach Hause nehmen und im eigenen Garten verteilen. Im Krematorium Slangenburg, nur 20 Kilometer hinter der deutschen Grenze, tun das sieben Prozent der Kunden. Unter ihnen sind nicht wenige Deutsche, die dann die Urne über die Grenze zurückschmuggeln - was illegal ist, aber nicht strafbewehrt. Andere füllen ein paar Gramm Asche in ein Medaillon und lassen den Rest anonym verstreuen.
Für Kinder liegt die Broschüre "Is mamma nu een engel?" aus, ein Ratgeber zum Umgang mit dem Tod, |
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den Krematoriumsleiter Gert Brinkhorst konzipiert hat. Illustriert haben ihn zehnjährige Schüler. Auf den Gräbern draußen hat die mit Steinen beschwerte Baseballkappe genauso ihren Platz wie die Putte in Gold, der Porzellan-Delfin auf rotem Marmor, das in Granit eingelassene Skatblatt
Was bleibt? Eine Holzeisenbahn. Ein Porträtfoto. Ein Kreuz. Ein Keramikboot mit Angler. Ein Liebesbekenntnis: "Te quiero mucho." Im übrigen verkünden die Gräber in Slangenburg die gleiche Botschaft wie jedes Grab an jedem Ort: "Auf alle Menschen wartet gleicher Tod..." In einem Friedhof voller lebendiger Erinnerungen scheint es ein wenig leichter, diese Wahrheit zu ertragen.
Copyright GEO/Gruner & Jahr, Hamburg, 2003
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