Das Sichtbare ist vergangen,
geblieben ist die Liebe und die Erinnerung.
Und gefestigt hat sich die Erkenntnis,
daß keine Zeit diese Wunde heilt.
Die ZEIT ist die Wunde !
Ob man nicht dennoch hätte Klagefrauen auftreiben müssen?
Weiber, welche weinen für Geld,
und die man so bezahlen kann,
dass sie die Nacht durch heulen,
wenn es still wird.

Gebräuche her!
Wir haben nicht genug Gebräuche.
Alles geht und wird verredet.
So musst du kommen,
tot,
und hier mit mir Klagen nachholen.
Hörst du, dass ich klage?
Ich möchte meine Stimme
wie ein Tuch hinwerfen
über deines Todes Scherben
und zerrn an ihr,
bis sie in Fetzen geht,
und alles, was ich sage,
müsste so zerlumpt in dieser Stimme
gehn und frieren.
Rainer Maria Rilke