Ablenkung den Schmerz besser lindern - für die Wissenschaft sind solche Fragen bis heute ungelöst. Die psychologische Trauerforschung arbeitet mit einer Unzahl von Fragebögen, Persönlichkeits-Screenings, strukturierten und freien Interviews, Tagebuchauswertungen, korreliert Herzfrequenz mit der Häufigkeit negativer Emotionen.
Doch die Befunde gehen über Allgemeinplätze häufig nicht hinaus. Fazit einer aktuellen, groß angelegten deutschen Untersuchung, für die 314 Betroffene einen 61-Punkte-Fragebogen ausfüllen: "Die Ergebnisanalysen unterstreichen die multidimensionale Natur des Konstrukts Trauer und zugleich die Individualität einer Trauerreaktion." Schlichter gesagt: Trauer ist vielschichtig, und keine gleicht der anderen.
John Archer hat für sein Buch mehrere hundert internationale Trauerstudien ausgewertet und konstatiert "bis zum heutigen Tag Verwirrung über die Natur der Trauer und die Wirkung verschiedener Bewältigungsstrategien". Sogar darüber, ob zur gelungenen Trauerbewältigung die völlige Ablösung vom Objekt der Trauer gehört oder ob tiefe Bindung fortbestehen darf, sind die Gelehrten uneins.
Betroffenen hilft die theoretische Debatte wenig. Dass plötzliche und traumatische Todesfälle und der Tod eigener Kinder am allerschwersten zu verkraften sind, wissen sie besser als jeder Professor. Dass jenen der |
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Neubeginn besser gelingt, die ihrer individuellen Erfahrung Deutung und Bedeutung abringen, klingt so richtig wie banal. Doch wie das glückt, steht in keinem Lehrbuch.
45 Frauen und neun Männer sind zum Wochenendseminar "Spiritualität und Trauer" in die Evangelische Akademie Bad Segeberg angereist. Menschen, die den Geister-Terror kennen; andere, die im Hospiz, als Bestatter, als Trauerbegleiter mit Tod und Sterben zu tun haben; Interessierte, die erfahren wollen, was fremde Kulturen zum Thema lehren.
Kahl rasiert, mit Sandalen an den nackten Füßen, kultiviert Max Schupbach mönchische Aura. Der 57-jährige Psychologe, gebürtiger Schweizer, lebt und lehrt in den USA und ist weltweit gefragter Referent zum Thema. Sein Rat an Trauernde: "Glaube an all deine Erfahrungen, an deinen Schmerz, an dein Festhaltenwollen, an dein Loslassenwollen. Du musst den Weg nicht suchen; der Weg legt sich unter deine Füße."
Das klingt lyrisch und kryptisch. Aber dann führt Schupbach vor, wie ein Prozess aussehen kann, in dem sich das Gefühls-Chaos ordnet und ein Stück des eigenen Weges offenbart.
Draußen brennt die Sonne. Drinnen vermittelt Schupbach ein wenig Zen-Buddhismus. Erläutert, |
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